Tag 3: Haben oder nicht haben

Liebes Tagebuch,

heute ging es endlich mit den Mottotagen los. Geweckt von den herrlichen Klängen zweier aufeinander treffender Topfdeckel war uns allen schnell klar, dass heute etwas anders ist als sonst. Denn statt freier Platzwahl im Moby wurden am Eingang passend zum Lagermotto Ereigniskarten verteilt. 

Die Glücklichen unter uns, die eine Ereigniskarte mit „Du bist reich“ gezogen haben, durften direkt anfangen mit Essen. Dies galt allerdings nicht für die Ärmsten unter uns, denn mit der „Du bist arm“-Karte war erst einmal Warten angesagt. 

Aufgrund der vorherrschenden Ungerechtigkeit entwickelte sich schnell schlechte Stimmung auf dem Lagerplatz und auch die ersten Provokationen ließen nicht lange auf sich warten. 

Bei bestem Wetter ging es dann aufgeteilt in Arm- und Reichgruppen mit dem Stationslauf los. Mit selbstentworfenen Bannern und Sprüchen wurde die Stimmung weiter angeheizt und wir wussten, dass da bald etwas passieren wird. 

Diese böse Vorahnung sollte sich nach dem Mittagessen auch bestätigen, als Revolutionsführer Kevin Castro mit Unterstützung der Ärmsten zur Revolte aufrief. Fackeln brannten, Leute wurden gefesselt, Schlachtrufe skandiert; die Situation war kurz davor zu eskalieren.

Es musste eine Lösung her. 

Im allerletzten Moment kam die Idee, unsere Streitigkeiten mit einem fairen Tauziehen zu beenden. Beide Seiten stampften mit aller Kraft in die Wiese und es sah lange danach aus, als könnte sich keine Seite durchsetzen. Doch dann kam die Wende und die Ärmsten unter uns kanalisierten all ihre Wut und sicherten sich den Sieg. 

Nach diesem Kräftemessen auf Augenhöhe fanden beide Parteien wieder zueinander und wir ließen den Abend gemeinsam am Lagerfeuer ausklingen.

Valentin MagerComment